Terminvorschau:
Thaddäus Troll zum 35. Todestag am 5. Juli 2015
„Das Schreiben trug ihm wenig Ehren, aber viele Leser ein, von denen er sich schmeichelte, dass sie Ironie verstünden, was in Deutschland eine intellektuelle Nobilitierung bedeutet. Das befriedigte seine Eitelkeit, von der er nicht frei war, in hohem Maße. Seinen Schlechtestseller „Herrliche Aussichten“ hielt er trotz achthundertneun verkauften Exemplaren für ein gutes Buch. Andere Arbeiten, in denen seine Selbstkritik nur mäßiges Talent zu erkennen vermochte, wurden zum Longseller. Im Jahre 1967 gelang ihm sein Bestseller, der auf fünfhunderttausend Auflage kletterte. Er brachte ihm ein stattliches Honorar ein, welches das Finanzamt dezimierte, weil er ja, obwohl steuerrechtlich ein Unternehmer, nicht investieren konnte; er brachte ihm viel neue Freunde und die Erkenntnis ein, dass Erfolg und Leistung nicht proportional sind. Er bestätigte ihm in der Folge die Wahrheit der schwäbischen Volksweisheit: "Der Teufel scheißt halt bloß auf gedüngte Äcker."
Er brachte ihm Publicity und die Erfahrung, dass auch die Öffentlichkeit nicht nach Leistung, sondern nach Erfolg misst, und nährte seine Skepsis, denn, so dachte er, ich habe doch vor diesem Bestseller (dem man hoffentlich nicht anmerkt, wie schwer er erarbeitet ist) auch nicht schlechter geschrieben. Er erlaubte ihm, Komfort und Reisen zu kaufen und sich als Funktionär Zeit für seine Kollegen zu nehmen, Unterlassungssünden der Vergangenheit wenn auch nicht wiedergutzumachen, so doch zu korrigieren...“
Aus: Thaddäus Troll „Nachruf zu Lebzeiten“, 1970 verfasst für „Vorletzte Worte – Schriftsteller schreiben ihren eigenen Nachruf“, Peter O. Chotjewitz, Uwe Johnson, Kurt Kusenberg, Robert Neumann, Jan Erich Nossack, Felix Rexhausen und andere. Herausgegeben von K.H. Kramberg, Verlag Bärmeier & Nikel, Frankfurt/Main.
Zuletzt erschienen in „Das große Thaddäus Troll-Lesebuch“, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1981.
Am 18. März dieses Jahres hätte Thaddäus Troll sein 100. Lebensjahr vollendet. Dank an all jene, und das sind sehr viele, die sich aktiv und kreativ darum gekümmert haben, dass das Troll-Gedenkjahr auf eindrucksvolle, geistreiche, humorvolle, hintersinnige und überhaupt vielfältige und Troll-gerechte Art und Weise über die Bühnen ging!
Am Sonntag, dem 5. Juli, jährt sich Thaddäus Trolls Todestag zum 35. Mal. Der Schauspieler Christian Pätzold, mit dem Trollschen Werk vertraut seit seinem Solo-Programm „Thaddäus Troll meets Bertolt Brecht“, wollte im vergangenen Jahr eine Idee verwirklichen, deren Vorbereitung jedoch wegen vieler Dreharbeiten stecken blieb. Sie ließ ihn aber nicht los. Und so besteht nun die Möglichkeit, ein Ereignis anzukündigen, das am 5. Juli stattfinden wird.
„Gestern wurde Thaddäus Troll auf dem Steigfriedhof beerdigt. An seinem Grab spielte eine Dixieland-Band. Der Pfarrer fasste sich kurz. Cannstatter Trollinger wurde ausgeschenkt.“
Aus Thaddäus Trolls „Nachruf zu Lebzeiten“ (1970)
Im Oldtimer-Bus auf den Spuren von Thaddäus Troll
Rundfahrt in Oldtimer-Bussen am Sonntag, dem 5. Juli 2015, durch Bad Cannstatt und Stuttgart aus Anlass des 35. Todestages von Thaddäus Troll.
Der sinnenfrohe Sohn Bad Cannstatts, der respektlose Kenner der schwäbischen Seele, der vergnügliche Aufklärer (in jeder Hinsicht), der gesellschaftspolitisch engagierte Literat (so hatte er z. B. großen Anteil an der gewerkschaftlichen Organisation der deutschen Schriftsteller im VS), der unterhaltsame Feuilletonist, aber auch der bissige Satiriker, der Lyriker, der Erzähler, der verzweifelte Melancholiker, kurz einer der vielseitigsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegszeit wird häufig auf seine Kolumnen und schwäbischen Gedichte reduziert und selten wirklich ernst genommen. Viele denken nur an „Deutschland, deine Schwaben“.
Mit der Rundfahrt am 5. Juli 2015 wollen wir dieses Bild auf spannende Weise korrigieren. Anlass ist der 35. Todestag.
Um 10 Uhr beginnen wir am Cannstatter Marktplatz, besuchen die Orte seiner Jugend, bezw. was davon noch übrig ist, fahren dann an seinem Lieblingsbad, dem „Berg“, vorbei zum SWR, der uns Ausschnitte aus Trolls Schaffen fürs Fernsehen zeigt (Troll war auch langjähriger Rundfunkbeirat). Danach machen wir Station am Staatstheater, wo wir seine Theaterarbeit mit Ausschnitten aus dem „Entaklemmer“ würdigen.
Dann ein Spaziergang durch den Schlosspark, begleitet von Musik, zur Weinstube „Die Kiste“, wo ein schwäbischer Imbiss mit einem Viertele weiß oder rot wartet (natürlich gibt’s als Alternative auch Nicht-Alkoholisches!), zum Andenken an Trolls Stammtisch, den bis heute aktiven „Tisch der Dreizehn“.
Weiter zur Liederhalle und Europaviertel.
Abschluss und Höhepunkt ist der Besuch an Thaddäus Trolls Grab auf dem Steigfriedhof, wo endlich nach 35 Jahren sein Vermächtnis erfüllt werden soll:
Zu Cannstatter Trollinger und Musik wird sein Nachruf zu Lebzeiten verlesen – und es wird niemand zu Wort kommen außer Troll.
Zwar spielt keine Dixieland-Band, wie von Troll gewünscht, dafür erinnert die Capella Rebella mit ihren Liedern frech und direkt an Trolls Engagement.
Ende gegen 15 Uhr. Rückfahrt zum Ausgangspunkt.
Eine Idee von Christian Pätzold, den viele eher als Gottfried Häberle in „Die Kirche bleibt im Dorf“ oder als Friedemann Sonntag aus der Asservatenkammer der SOKO Stuttgart kennen.
Er rezitiert unterwegs aus Trolls Werk, Eleonore Lindenberg, Trolls Sekretärin, berichtet über ihre Arbeit mit ihm, die Capella Rebella begleitet die Tour musikalisch.
Das i-Tüpfelchen aber wird sein, dass wir in zwei Oldtimer-Bussen des Neoplan-Museums in Möhringen fahren werden, dank der großzügigen Unterstützung von Konrad Auwärter.
Karten (Programm, Fahrt, Imbiss, Getränke) zu € 45,- über:
Trollfahrt@web.de
Terminrückschau:
Hans Bayer alias Thaddäus Troll – zwei Leben
Vortrag von Dr. Claudia Steur, Berlin
Schlusswort:
Prof. Dr. Eberhard Jäckel
Veranstalter:
Stadtarchiv Stuttgart
Wo:
Stadtarchiv, Bellingweg 21, 70372 Stuttgart
Aus Anlass der 31. Baden-Württemberischen Literaturtage Waiblingen vom 2.10. bis 4.11.2014:
Ausstellung „Thaddäus Troll“
vom 8. bis 31. Oktober 2014
Wo:
Stadtbücherei Waiblingen
Thaddäus Troll zum 100. Geburtstag
Deutschland, dein Schwabe
Erinnerungen an den „schwäbischen Tucholsky“
vorgetragen von Eleonore Lindenberg
anlässlich der 31. Baden-Württembergischen Literaturtage
Donnerstag, 16.10.2014, 15:00 Uhr
Veranstalter:
Forum Mitte Waiblingen
Wo:
Blumenstraße 11,
71332 Waiblingen
Telefon: 07151 51568
Thaddäus Troll zum 100. Geburtstag
Deutschland, dein Schwabe
Erinnerungen an den „schwäbischen Tucholsky“
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Mittwoch, 22.10.2014, 20:00 Uhr
Veranstalter:
Abendforum Bissingen/Teck
Wo:
Evang. Gemeindehaus,
Untere Straße 39
73266 Bissingen/Teck
Thaddäus Troll zum 100. Geburtstag
Deutschland, dein Schwabe
Erinnerungen an den „schwäbischen Tucholsky“
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Dienstag, 11.11.2014, 14:30 Uhr
Veranstalter:
Ev. Gartenstadtgemeinde
in Kooperation
mit der Buchhandlung Roth, Untertürkheim
Wo:
Begegnungsstätte Stuttgart-Luginsland
Barbarossastraße 50,
70327 Stuttgart
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe
Eleonore Lindenberg, Sekretärin von Thaddäus Troll,
berichtet über Leben und Werk,
Werdegang und Schicksal eines schwäbischen
Schriftstellergenies im 20. Jahrhundert
Montag, 24.11.2014, 18:00 Uhr
Wo:
Schwäbischer Heimatbund, Geschäftsstelle,
Weberstraße 2,
70182 Stuttgart
Thaddäus Troll zum 100. Geburtstag
Deutschland, dein Schwabe
Erinnerungen an den „schwäbischen Tucholsky“
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Donnerstag, 09.10.2014, 19:00 Uhr
Veranstalter:
Stadtbücherei Stuttgart
Wo:
Stadtteilbibliothek Untertürkheim
Strümpfelbacher Straße 45,
70327 Stuttgart
Thaddäus Troll zum 100. Geburtstag
Deutschland, dein Schwabe
Erinnerungen an den „schwäbischen Tucholsky“
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Freitag, 26.09.2014, 19:30 Uhr
Veranstalter:
Kath. Kirchengemeinde Oppenweiler/Aspach und
Kath. Erwachsenenbildung Rems-Murr e.V.
Wo:
Kultur im Bahnhof Oppenweiler/Rentamskeller,
71570 Oppenweiler,
Schlossstraße 11
Thaddäus Troll zum 100. Geburtstag
Deutschland, dein Schwabe
Erinnerungen an den „schwäbischen Tucholsky“
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Mittwoch, 17.09.2014, 19:30 Uhr
Veranstalter:
Ev. Sonnenbergverein e.V.
Wo:
Ev. Gemeindezentrum Sonnenberg
Johannes-Krämer-Straße 2,
70597 Stuttgart-Möhringen
Thaddäus Troll zum Hundertsten!
Trolliges, Bissiges, ewig Aktuelles Mundart-Kabarett
Dienstag, 25. März 2014, 20:00 Uhr
Renitenztheater, Büchsenstraße 26, 70174 Stuttgart
Eleonore Lindenberg, Monika Hirschle, Gerhard Raff
Thaddäus Troll: Journalist, Theaterkritiker, Satiriker, Zeitkritiker, Schriftsteller. Wie wird man einem wie ihm in einem Rückblick auf sein Leben und Wirken gerecht? Die Schauspielerin Monika Hirschle wagt es mit dem Vortrag, Gerhard Raff mit der ihm eigenen Würdigung seines Freundes und Förderers, Eleonore Lindenberg mit Erinnerungen an vierzehn Jahre Zusammenarbeit.
Thaddäus Troll: Autor des Bestsellers "Deutschland, deine Schwaben", Übersetzer des noch immer begehrten Aufklärungsbuchs "Wo kommet denn dia kloine Kender her?", Verfasser des Gedichtbands "O Heimatland. Verse in schwäbischer Mund-Art" und mit der Übertragung von Molières "Der Geizige" ins Schwäbische unter dem Titel "Der Entaklemmer" vom Publikum gefeierter Bühnenautor.
Es gab aber auch den anderen Troll: den Feuilletonisten, Essayisten, Reiseschriftsteller, Theaterkritiker, Verfasser von Hör- und Fernsehspielen und nicht zuletzt den Funktionär, der in Verbänden und Gremien für die Belange der schreibenden Zunft eintrat, seinen Bekanntheitsgrad dafür wirkungsvoll nutzend.
Eleonore Lindenberg, von 1966 bis 1980 Thaddäus Trolls Sekretärin, erinnert an diesen Stuttgarter Schriftsteller aus Bad Cannstatt. Sie hat "Trolls Wortwitz lebendig gemacht" und gibt "gekonnt tiefere Einblicke in Trolls Werk" (Iris Frey).
Eleonore Lindenberg erinnert an den "Tucholsky" aus
Bad Cannstatt
Donnerstag, 7. November 2013, 18:00 Uhr
Veranstalter:
Veranstaltung des Katholischen Bildungswerks Stuttgart
und der Katholischen Erwachsenenbildung
Ort:
Haus der Katholischen Kirche
Königstraße 7
70173 Stuttgart
VAIHINGER Forum:
"Thaddäus Troll
- Deutschland, dein Schwabe?!"
Eleonore Lindenberg erinnert an den "Tucholsky" aus
Bad Cannstatt
Dienstag, 16. April 2013, 15:00 Uhr
Veranstalter:
Evangelische Kirche Stuttgart-Vaihingen
Ort:
Lutherhaus
Kaltentalerstraße 1
Stuttgart-Vaihingen
"Zum 99. Geburtstag von Thaddäus Troll
- Deutschland, dein Schwabe?!"
Dienstag, 19. März 2013, 19:30 Uhr
Ort:
Hegelhaus Stuttgart,
Das Stuttgarter Hegelhaus ist ein würdevoller und idealer Ort, um anlässlich seines 99. Geburtstags am 18. März an den Schriftsteller, Journalisten, Zeitkritiker, den „kritischen Landvermesser“ (Irmela Brender), den „homo politicus“ (Hans Abich) zu erinnern.
Mit seinem Bestseller „Deutschland, deine Schwaben“ hat Thaddäus Troll vielen Schwaben, die - oft von den eigenen Mitbewohnern verursacht - ein beschädigtes Selbstbewusstsein hatten, berechtigte Anerkennung und verdientes Ansehen zurückgegeben. Zu Unrecht haben ihn manche seiner Landsleute reduziert auf einen „schwäbischen Mundartautor“, ihn, der den Bilderreichtum seines heimatlichen Dialekts nicht den Vereinsmeiern und Gaudemachern überlassen wollte, sondern den Dialekt als Stilmittel einsetzte, das - so Marianne Meid im Metzler Autoren Lexikon über Thaddäus Troll - „im Dienst der Entlarvung steht, keineswegs Element der Verharmlosung ist“.An seine Verdienste, die er sich in seinen sich selbst auferlegten Ehrenämtern, zum Beispiel als hochgeschätztes Rundfunkratsmitglied des Süddeutschen Rundfunks, erworben hat, darf, nein muss aus diesem Anlass auch erinnert werden.
Eleonore Lindenberg, Thaddäus Trolls Sekretärin von 1966 bis zu seinem Tod im Juli 1980. 1976 bis 1989 ehrenamtliche Geschäftsführerin des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg e.V. Als „Verwalterin und Sichterin des gesamttrollschen Oeuvre“ (T. Troll) trägt sie seit November 2002 ihre Erinnerungen an den Schriftsteller mit wechselnden Schwerpunkten vor.
Musikalisch begleitet wird ihr Vortrag von Michel Biehler, dem französischen „Akkordeon-Virtuosen. Er spielt nicht nur Musik aus seiner derzeitigen Wahlheimat Schwaben, sondern stellt ihr internationale Folklore gegenüber - ganz so, wie das der patriotische Weltbürger Troll wohl auch geschätzt hätte." (Martin Hinze)
"Thaddäus Troll - Deutschland, deine Schwaben"
Lesung mit Vortrag von Eleonore Lindenberg
Donnerstag, 24. Mai 2012
Ort:
Haus des Verschönerungsvereins
Eleonore Lindenberg war von 1966 - 1980 Assistentin des Schriftstellers und Feuilletonisten ("Deutschland deine Schwaben", "Preisend mit viel schönen Reden", "Der Entaklemmer", "Wo kommet denn dia kloine Kender her?" usw.). Seit 1980 ist sie die Sachwalterin über sein Oeuvre. Zu hören sind an diesem Abend biographische Notizen und literarische Kostproben mit dem Schwerpunkt auf Stuttgardica.
"Thaddäus Troll - Deutschland, dein Schwabe"
Eleonore Lindenberg erinnerte an den Autor und sein Werk
Dienstag, 13. September 2011
Ort:
AWO Stuttgart e.V.
Begegnungs- und Servicezentrum Fasanenhof
Veranstalter:
AWO Stuttgart e.V.
"Aus dem Leben von Thaddäus Troll?"
Eleonore Lindenberg erinnerte an den "Tucholsky aus Bad Cannstatt"
Mittwoch, 13. Juli 2011
Ort:
Württembergischer Automobilclub
Veranstalter:
Württembergisch-Badische Gesellschaft 1948 e.V.
Thaddäus Troll, engagiert aufmerksamer Zeitkritiker, Mitbegründer des Verbands deutscher Schriftsteller, Vizepräsident des bundesdeutschen P.E.N.-Zentrums, hochgeschätztes Rundfunkrat-Mitglied des Süddeutschen Rundfunks und Verfasser zahlreicher Bücher, u.a. des Bestsellers "Deutschland, deine Schwaben", war von 1966 bis zu seinem Tod 1980 Eleonore Lindenbergs Arbeitgeber. Sie versucht in ihrem Vortrag aus ihrer Sicht diesen außergewöhnlichen Menschen zu schildern. Anhand seines Oeuvres kommt auch das Heitere nicht zu kurz.
"Wer war eigentlich Thaddäus Troll?"
Eleonore Lindenberg erzählt vom Leben und Schaffen des Schriftstellers
Montag, 7.Februar 2011
Ort:
AWO Stuttgart e.V.
Thaddäus Troll war ein Schwabe, und was für einer: Autor des Bestsellers "Deutschland, deine Schwaben", Übersetzer des noch immer begehrten Aufklärungsbuchs "Wo kommet denn dia kloine Kender her?", Verfasser des Gedichtbands "O Heimatland. Verse in schwäbischer Mund-Art" und mit der Übertragung von Molières "Geizigem" ins Schwäbische unter dem Titel "Der Entaklemmer" vom Publikum gefeierter Bühnenautor. Genug Stoff also, dass er für viele nur noch der Mundart-Schriftsteller war. Es gab aber auch den anderen Troll: den Feuilletonisten, Essayisten, Reiseschriftsteller, Verfasser von Hör- und Fernsehspielen, auch den Theaterkritiker und nicht zuletzt den Funktionär, der in Verbänden und Gremien für die Belange seiner schreibenden Kollegen eintrat, seinen Bekanntheitsgrad dafür wirkungsvoll nutzend.
Eleonore Lindenberg, von 1966 bis 1980 Thaddäus Trolls Sekretärin, erinnerte an diesen Stuttgarter Schriftsteller aus Bad Cannstatt. Sie hat "Trolls Wortwitz lebendig gemacht" und gibt "gekonnt tiefere Einblicke in Trolls Werk" (Iris Frey in der Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung, 1.6.2005).
"Halbdackel! Huatsempel! Donderskrott!"
Eleonore Lindenberg stellt "Thaddäus Trolls Schwäbischen Schimpfkalender"für das Jahr 2011 vor
Dienstag, 25. Januar 2011
Ort:
Treffpunkt Mozartstraße
Es gibt ihn wieder, "Thaddäus Trolls Schwäbischen Schimpfkalender". Eleonore Lindenberg stellt ihn für das Jahr 2011 vor, den sie in der Tradition seines Erfinders Thaddäus Troll herausgibt, und plaudert dazu aus dem Nähkästchen über ihre Tätigkeit als Sekretärin des schwäbischen Bestsellerautors, der beim Sammeln von schwäbischen Schimpfwörtern aus dem Vollen schöpfen konnte. Seinen Landsleuten bescheinigte er: "Schimpfen ist nicht nur eine Äußerung des Protests, es ist ein schwäbisches Grundrecht, eine genußreiche, sprachschöpferische Betätigung."Dabei geht es aber nicht nur derb zu, sondern auch anerkennend: "Donderskrott!"oder zärtlich: "Amenaschlupferle..."
"Damen altern langsamer"
und andere Geschichten von Thaddäus Troll
Eleonore Lindenberg erinnerte an den „Tucholsky“ aus Cannstatt
Dienstag, 26. Oktober 2010
Ort:
Treffpunkt Mozartstraße
"Perfekt war er nie - eher imperfekt"
Eleonore Lindenberg erinnerte an Thaddäus Troll
Donnerstag, 15.04.2010
Ort:
Simplicissimus-Haus
Veranstalter:
Förderverein Grimmelshausenfreunde Renchen e.V.
Eleonore Lindenberg arbeitete über 14 Jahre als Sekretärin von Thaddäus Troll.
Mit ihren Vorträgen will sie das Ansehen und die Erinnerung an den großen schwäbischen
Dichter wachhalten. Darüber hinaus verwaltet sie den literarischen Nachlass des "Tucholsky aus Bad Cannstatt"
und kümmerte sich als Vorstandsmitglied im Förderkreis deutscher Schriftsteller in
Baden-Württemberg e.V. um den Autoren-Nachwuchs.
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe
Eleonore Lindenberg erinnerte an den "Tucholsky" aus
Bad Cannstatt
Montag, 23.03.2009
Ort:
VHS Schorndorf
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe
Eleonore Lindenberg erinnerte an den "Tucholsky" aus
Bad Cannstatt
Freitag, 13.02.2009
Ort:
Gaststätte Luginsland
Fellbacherstraße 143
Stuttgart-Luginsland
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den "Tucholsky" aus Bad Cannstatt
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Donnerstag, 25.09.2008
Ort:
Forum Mitte
Waiblingen
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den "Tucholsky" aus Bad Cannstatt
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Dienstag, 26. Februar 2008
Veranstalter:
Treffpunkt Mozartstraße
Fellbach
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den "Tucholsky" aus Bad Cannstatt
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Mittwoch, 14. November 2007
Gewerkschaftshaus
Stuttgart
Thaddäus Troll – Lesekonzert
Eleonore Lindenberg berichtete aus seinem Leben
Martin Hinze rezitierte aus dem umfangreichen Lebenswerk
Michel Biehler machte die Musik
Samstag, 1. Dezember 2007
Veranstalter:
Kulturverein Oberes Bottwartal e.V.
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den "Tucholsky" aus Bad Cannstatt
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Donnerstag, 13. Dezember 2007
Veranstalter:
Otto-Rombach-Bücherei
Bietigheim-Bissingen
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den "Tucholsky" aus Bad Cannstatt
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
Montag, 10. September 2007
Gemeindezentrum Untertürkheim - GZU
Veranstalter:
KAB Katholische Arbeitnehmer-Bewegung
St. Johannes Untertürkheim
Cannstatt, dein Thaddäus Troll
Eleonore Lindenberg erinnerte an den „Tucholsky“ aus der Marktstraße
Freitag, 30. März 2007
Gemeindesaal der Stephanuskirche,
Bad Cannstatt
kultur im kloster
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den „Tucholsky aus Bad Cannstatt“
Vorgetragen von Eleonore Lindenberg
und Guido Keller
Freitag, 28. April 2006
Horb
KUNST AM SONNTAG
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den „Tucholsky aus Bad Cannstatt“
mit Eleonore Lindenberg und Guido Keller
Sonntag, 19. Februar 2006
Stuttgarter Künstlerbund e.V.
Café Künstlerbund
Stuttgart
Benefiz-Auktion zu Gunsten der AMSEL
Sonntag, 10. Juli 2005
Mercedes Forum,
Stuttgart-Feuerbach
Benefiz-Auktion von Grafiken, Zeichnungen, Gemälden und Souvenirs aus dem Besitz von Thaddäus Troll zu Gunsten der AMSEL
(u.a. Werke von Günter Grass, HAP Grieshaber, Herbert O. Hajek, Heinrich Klumbies, Sepp Mahler, Reinhold Nägele, Günter Schöllkopf)
Mit Prof.Dr.h.c. Lothar Späth
in Zusammenarbeit mit Nagel-Auktionen, Stuttgart
Zur Eröffnung traten auf:
Felix Huby, Gerhard Raff, Walter Schultheiß,
Christoph Sonntag, Dietz-Werner Steck sowie Trudel Wulle
www.amsel.de
Thaddäus Troll :
Szenen, Texte, Gespräche zum 25. Todestag
Dienstag, 5. Juli 2005
Renitenztheater, Stuttgart
Mit Susanne Eisenmann, Erhard Eppler,
Eberhard Jäckel,
Dieter Lattmann, Christine Prayon,
Gerhard Raff,
Martin Theuer, Sebastian Weingarten
Moderation:
Rainer Wochele
Gäste waren u.a.:
Peter Conradi, Michael Kienzle, Carmen Kotarski,
Gerdi Sobek-Beutter, Rolf Thieringer, Imre Török,
Monika Wüst, Ulrich Zimmermann
Schirmherr:
Prof. Dr. Lothar Späth
Cannstatt, dein Thaddäus Troll
Eleonore Lindenberg erinnerte an den „Tucholsky” aus der Marktstraße
Mit ausgesuchten Leckereien aus Klaibers Küche
Eine Veranstaltung im Rahmen der Cannstatter Mundarttage
Veranstalter: Café Klaiber, Horst Klaiber
Mittwoch, 25. Mai 2005
Café Klaiber,
Thaddäus Troll - Deutschland, dein Schwabe?
Facetten aus seinem Leben, aus seinen Büchern - weder „vordergründig
noch hinterrücks” erinnerte
Eleonore Lindenberg an den „Tucholsky aus
Bad Cannstatt”
Mitwirkung: Guido Keller
Freitag, 18. März 2005
Weinmanufaktur Stuttgart Untertürkheim,
Stuttgart-Untertürkheim
Thaddäus Troll - Deutschland, dein Schwabe?
Erinnerungen an den "Tucholsky" aus Bad Cannstatt
Von Eleonore Lindenberg
Freitag, 7. Januar 2005
Gemeindehaus Buoch
Veranstalter: Heimatverein Buoch e.V.
„Thaddäus Troll stand im Mittelpunkt der Hauptversammlung (Anm.: des
Heimatvereins Buoch)... Den Schwerpunkt bildete der Vortrag 'Thaddäus
Troll - Deutschland, dein Schwabe' von Eleonore Lindenberg. Die
Referentin, seine langjährige Mitarbeiterin, zeichnete ein
eindrucksvolles Bild vom Leben und Schaffen des aus Stuttgart - Bad
Cannstatt stammenden Schriftstellers mit dem bürgerlichen Namen Dr.
Hans Bayer... Tonbandaufnahmen des Autors, der 1980 den Freitod
wählte, waren besonders beeindruckend. Mit ihrem Vortrag machte Eleonore Lindenberg klar, dass Thaddäus Troll nicht nur ein Meister tiefgründigen schwäbischen Humors war, sondern ein Schriftsteller, der sich nachhaltig für das kulturelle Leben unserer Heimat eingesetzt und sich um dieses sehr verdient
gemacht hat.”
Mitteilungsblatt Remshalden vom 20.1.2005
„Wenn ein Autor 25 Jahre nach seinem Tod 200 Menschen zu einer Lesung
lockt, muss er ihnen aus der Seele sprechen. Unter dem Titel
'Deutschland, dein Schwabe?' erinnerte seine langjährige
Mitarbeiterin, Eleonore Lindenberg, in der Weinmanufaktur an Thaddäus
Troll, den 'Tucholsky' aus Bad Cannstatt... Dass der gebürtige
Cannstatter ein begnadeter Schriftsteller und vor allem
außergewöhnlicher Mensch war, wurde durch die authentischen
Erzählungen seiner engsten Mitarbeiterin spürbar... Bundesweit
bekannt geworden ist er unter seinem Pseudonym Thaddäus Troll durch
'Deutschland, deine Schwaben', das ihm die Anerkennung als Experte
einbrachte, der den Stammescharakter der Schwaben am besten
erforschte. Troll war nicht nur als Autor geschätzt, seine
menschliche Art und der kritische Schwaben-Geist hatten im
SDR-Rundfunkrat und im Schriftstellerverband Gewicht. In den zwei
Stunden mit Lindenbergs persönlichen Erinnerungen an den 'Tucholsky'
aus Bad Cannstatt hatten die Gäste einen großen Literaten und
Menschen kennengelernt.”
Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung vom 22. März 2005
„Trolls Wortwitz lebendig gemacht”
Bad Cannstatt: Eleonore Lindenberg gab im Cafe Klaiber bei den Mundarttagen Einblicke in Leben und Werk
VON IRIS FREY
Es ist ihr ein Bedürfnis über Thaddäus Troll zu erzählen, sein Werk bekannt zu machen - das gelang Eleonore Lindenberg erstmals im Rahmen der Cannstatter Mundarttage im Cafe Klaiber: Lindenberg war von 1966 bis 1980 Trolls Mitarbeiterin. Sie hat sein erstes Erfolgsbuch „Deutschland deine Schwaben” (1967) vom Manuskript getippt. Die Originalseiten zeigte sie. Ein Mann kam extra ganz nah und schaute, ob auch die Handschrift Trolls leserlich war. Sie war es.
Nur gewundert habe sich Troll, dass Lindenberg nach dem Abtippen keine Bemerkungen über das Werk fallen ließ. Sie hat es sich nicht getraut, berichtete sie. Obwohl sie ganz begeistert war und es ihr ein Vergnügen war, seine Werke zu schreiben. Doch da ist auch Troll, der Cannstatter, dessen 90. Geburtstag sich 2004 gejährt hat und der mit seiner sehr gut besuchten Ausstellung im Stadtmuseum gefeiert wurde, wie sich Lindenberg freut, die von 1976 bis 1989 ehrenamtliche Geschäftsführerin des Förderkreises deutscher Schriftsteller Baden-Württemberg war. In ihrem ersten Lesungsteil steht der Troll im Mittelpunkt, der am 18. März 1914 in Bad Cannstatt als Hans Bayer geboren worden ist. Lindenberg versteht es glänzend, den Geburtsort Trolls nachzuzeichnen, zu dem der Autor ein zwiespältiges Verhältnis hatte. Sie zeigt Fotos des Elternhauses in der Marktstraße, auf dem heute der Kaufhof steht, die Seifensiederei des Vaters, in der auch die Frau Kommerzienrat Daimler einkaufte. Sie zeichnet das Bild Trolls, der sich auf dem Kepler-Gymnasium zur Gruppe der „Athener” zählte und sich mit 15 Jahren als „politisch wach” bezeichnete. Lindenberg beschreibt ein Bad Cannstatt, das damals weltmännisch und großzügig war, zugleich hatten es Minderheiten schwer. Der Vater war übrigens Mitbegründer des VfB, der Sohn wurde Fan des Clubs.
Überlebt haben als Verpflichtung
Die Eltern nahmen Troll mit 15 Jahren mit ins Theater, eine große Theaterliebe entstand. 1933 verstärkt durch den Wunsch Trolls, Journalist zu werden. So kam er zur Cannstatter Zeitung als „Chefredaktionspraktikant”. Troll hat gerne an die Jugend in Bad Cannstatt zurückgedacht, so Lindenberg. Dann beginnt seine Karriere als Theaterkritiker und Schriftsteller. Troll studiert in Tübingen, München, Halle und Leipzig Germanistik, Kunstgeschichte, vergleichende Literaturwissenschaft, Theater- und Zeitungswissenschaft.
Lindenberg erklärt, wie es zur Wahl des Pseudonyms kommt, um im Bücherregal links von seinem Lieblingsautor zu stehen, Kurt Tucholsky. Sie beschreibt eindrücklich die Rückkehr Trolls aus dem Krieg nach Bad Cannstatt, zum „Schuttgebirge am Wilhelmsplatz”. Doch das Elternhaus ist heil und der Hausschlüssel passt noch. Das Glück, überlebt zu haben, bleibt ihm fortan Verpflichtung. Oscar Heiler trägt per Kassette Trolls Gedicht „Mein Cannstatt” vor. Gaby Lutz, die bei Oscar Heiler in der Bergstraße im Stuttgarter Osten im Haus gewohnt hat, der Troll über die Aufführung des „Entaklemmer” kannte, hört besonders interessiert zu.
Fehlt noch Troll als Gründer der ersten politischen Wochenzeitschrift „Wespennest”. Troll, der kritische Zeitgenosse, der aneckte. Unwollentlich mit der Übersetzung von „Wo kommat denn dia kloine Kender her”, das im sittenstrengen Spanien als Schulbuch eingeführt wurde. Bevor Lindenberg gekonnt tiefere Einblicke in Trolls Werk und seinen Wortwitz gibt, serviert Horst Klaiber seine schwäbischen Versucherle, die sicher auch den Koch, Weinkenner und -liebhaber Troll beeindruckt hätten. So hat Humorist Troll ein Kochbuch geschrieben mit Gerichten, „mit denen man Gäste fertig machen kann”.
Eleonore Lindenberg ist es gelungen, den Autor, der das Schwäbische berühmt gemacht hat, lebendig zu machen. Die Cannstatter dürfen stolz auf den Literatensohn sein, der, so Walter Jens, „einer der letzten großen Impressionisten der deutschen Sprache” war, „wie es Tucholsky konnte”. Am 5. Juli 1980 starb Troll, wie Tucholsky, freiwillig.
Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung 1. Juni 2005
Thaddäus Troll, der Schwabe an sich
Eleonore Lindenberg und Guido Keller erinnerten an die schwäbische Dichtergröße
HORB (gaw). „Wer kennt ihn nicht?", sagt Walle Sayer vom „Projekt Zukunft" über den als Mundartdichter berühmt-berüchtigt gewordenen Cannstatter Thaddäus Troll (1914-1980). Schwäbisch gemeint einen ganzen Roman erzählte Eleonore Lindenberg von ihrem ehemaligen Chef und ausgewiesenen Schwaben am Freitag im Kloster. Seit seinem Tod macht sie ihn durch ihr Engagement ein bisschen unsterblich.
Sie hatte die Trollschen Konzeptblätter seines größten Erfolgs, „Deutschland deine Schwaben", das das Selbst- und Sprachbewusstsein seiner Landsleute entscheidend verändert habe, mitgebracht. 1966, in den Anfängen ihrer Tätigkeit als seine Sekretärin, hatte sie dieses Buch, das in der „Spiegel"-Bestsellerliste zu finden war, abgetippt. Lindenberg identifiziert sich mit Trolls Arbeit.
Nach seinen Worten ist sie „Verwalterin und Sichterin des gesamt-trollschen Oeuvres". Nach seinem Tod war sie Herausgeberin seiner „Schwäbischen Schimpfwörterei". Sie habe Troll als sensiblen, integren, noblen und fürsorglichen Menschen erlebt.
Troll-Kenner Guido Keller rezitierte mit viel Ausdruck, gegebenenfalls authentisch schwäbisch-eifrig überzeugt, und vielmals ohne Blatt. Die (schwäbisch-)kulturelle Atmosphäre am Freitagabend im Kloster verdichteten neben Troll-Preisträger Sayer weitere besondere Gäste: Ralf Jandl als dem Förderkreis wohl gesonnener einstiger Beamter im Kultus-Ministerium, Karl Hurm (Troll besaß einige Bilder seiner naiven Malerei), Egon Rieble, Christoph Stählin und Heinz Högerle aus Rexingen. Troll, der promovierte schwäbische Philosoph an sich, hat als Schriftsteller, Journalist, Feuilletonist (vier Jahre beim „Spiegel") sehr vielfältig gewirkt.
Die satirische Zeitschrift „Das Wespennest" geht auf seine Kappe und bis 1953 Texte für das Düsseldorfer Kabarett „Kom(m)ödchen". Er arbeitete im Rundfunkrat des SDR (ab 1959), als Mitbegründer des Verbands deutscher Schriftsteller und des genannten Förderkreises (ab 1973). 1978 wurde er Vizepräsident des bundesdeutschen P.E.N.-Zentrums. Von 1979 war Vorsitzender des Fernsehausschusses und Mitglied des Programmbeirats der ARD, 1980 Mitglied der Expertenkommission „Neue Medien" im Land. Er verkämpfte sich in einflussreichen Posten für seinen Stand, unbequeme Redakteure, kritische Sendungen und ihre Autoren und unterstützte einzelne Politiker, wie Gustav Heinemann. Von Preisen nicht verwöhnt, erhielt er immerhin die für deutsche Journalisten renommierteste Auszeichnung, den „Theodor Wolff-Preis". Mit Fleiß stupfte der Moralist im positivsten, verbindendsten Sinne ins Wespennest seines Stammes. Sein einziger Gedichtband, „O Heimatland, Verse in schwäbischer Mundart", wurde von Walter Jens in der FAZ ausführlich ob seines raffinierten Sprachgebrauchs und seiner Zeitkritik gewürdigt: Troll als schwäbischer Tucholsky. Im Klappentext heißt es, er halte den Landsleuten den Spiegel vor, „grob wie das Leben und kein Tabu scheuend - ein literarischer schwäbischer Blues".
Er konnte ernste Dinge heiter sehen. Sein erster Roman „Herrliche Aussichten" (1959) war ein Buch von „etwas heimtückischer Heiterkeit". Das Theater Lindenhof, Melchingen, nahm sich mit viel Erfolg seines schlagkräftigen „Entaklemmer" an, wozu ihn bekanntlich Molières „Der Geizige" inspirierte. Gelobt wurde Troll, da er diesen bildkräftigen Dialekt literaturfähig gemacht hat. Jens zum „Troll-Lesebuch": „Der als 'gmüthafter Meister der Kleinkunst', als 'einfallsreicher Feuilletonist' und 'schwäbischer Poet' Abgetane war in Wahrheit ein Artist und poeta ductus, der... mit hohem Bewusstsein (und großer Risikobereitschaft) formulierte."
Troll sagte, der Umgang mit schwäbischen Idiomen sei ihm wie ein Spiel an der Orgel - statt nur am Klavier. Übel genommen haben ihm welche die Übersetzung des Aufklärungsbüchles „Wo kommet denn dia kloine Kender her?". Wohl solche mit dem ungeliebten Pietismus aus seiner Kindheit im Blut. Troll liebte Wein, gutes Essen, das Reisen und zwei Gattinnen - übrigens Journalistinnen. In der Zeit entsprossen Reisebücher, ein feuilletonistisch graziles Kochbuch und Weincharakterisierungen wie „feurige Draufgänger", „flache Blender" und „fade Gesellschafter" - wer kennt sie nicht in Menschengestalt.
(Südwest Presse vom 2.5.2006)
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Thaddäus Troll und Cannstatt: er hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu seiner Geburtsstadt und lebte deshalb in Stuttgart „im Exil“. Gleichgültig war ihm seine Vaterstadt nie, sie ließ ihm auch keine Ruhe, er hat sich an ihr gerieben. Und er hat ihr Denkmale in seinen Büchern gesetzt, die als Liebeserklärungen an seinen Geburtsort zu verstehen sind. In seinem Gedicht „Mein Cannstatt“ bezeichnet er seinen Wohnort Stuttgart als „Wurmfortsatz“ von Cannstatt. Auch der Cannstatter Trollinger hat in Trolls Literatur seinen Stellenwert. Also, liebe Cannstatter, hoch soll er leben, euer Cannstatter Thaddäus Troll, Autor des Bestsellers „Deutschland, deine Schwaben“, Übersetzer des noch immer begehrten Aufklärungsbuchs „Wo kommet denn dia kloine Kender her?“, Verfasser des Gedichtbands „O Heimatland. Verse in schwäbischer Mund-Art“ und mit der Übertragung von Molières „Geizigem“ ins Schwäbische unter dem Titel „Der Entaklemmer“ vom Publikum gefeierter Bühnenautor. Genug Stoff also, dass er für viele nur noch der Mundart-Autor war. Es gab aber auch den anderen Troll: den Feuilletonisten, Essayisten, Reiseschriftsteller, Verfasser von Hör- und Fernsehspielen, auch den Theaterkritiker und nicht zuletzt den Funktionär, der in Verbänden und Gremien für die Belange der schreibenden Zunft eintrat, seinen Bekanntheitsgrad dafür wirkungsvoll nutzend.
Eleonore Lindenberg, von 1966 bis 1980 Thaddäus Trolls Sekretärin, erinnert an diesen Stuttgarter Schriftsteller aus Bad Cannstatt. Sie hat „Trolls Wortwitz lebendig gemacht“ und gibt „gekonnt tiefere Einblicke in Trolls Werk“ (Iris Frey in der Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung vom 1.6.2005).
Thaddäus Troll – Deutschland, dein Schwabe?
Marbacher Zeitung vom 4. Dezember 2007
Mundartlicher Genuss vom Cannstatter Schwaben
Martin Hinze rezitiert im Beilsteiner Rathauskeller Thaddäus Troll
Beilstein. Das Thaddäus-Troll-Lesekonzert im Beilsteiner Rathauskeller ist für das Publikum ein Genuss gewesen. Es stimmte alles: die Rezitation, das Porträt des Dichters und Menschen, das Eleonore Lindenberg zeichnete, und das Akkordeonspiel von Michel Biehler.
Von Luzia Grimm
Es war ein Samstagabend, der an Köstlichkeit nur schwer zu überbieten ist. Dabei ist die Idee für das Thaddäus-Troll-Lesekonzert erst vor vier Wochen am Stammtisch geboren worden. Das hat Isolde Kuny vom Kulturverein Oberes Bottwartal verraten. Der Verein hat den Abend in Szene gesetzt.
„Er bringt die Worte zum Leuchten“, hat einmal jemand über Hans Bayer, besser bekannt als Thaddäus Troll, geschrieben. Eleonore Lindenberg, die 14 Jahre lang bis zu Trolls Freitod im Jahr 1980 seine Sekretärin war, hat diese Worte zitiert. Sie hat im Rathauskeller ein wunderbares Porträt über den Menschen Thaddäus Troll gezeichnet, in dem selbst Troll-Kenner noch viel Neues erfahren konnten.
Ein Loblied für die gelungene Rezitation von Thaddäus Troll
Bayer wuchs im Stadtteil Bad Cannstatt als Sohn einer Familie auf, die in der Marktstraße ein Seifensiedergeschäft betrieb. Nach einer kurzen Volontärzeit bei der Cannstatter Zeitung studierte er in Tübingen, München, Halle und Leipzig Germanistik, Kunstgeschichte, vergleichende Literatur-wissenschaft sowie Theater- und Zeitungswissenschaft. Ein Kompliment hat Eleonore Lindenberg dem Rezitator Martin Hinze gemacht. Er halte dem Vergleich mit einem Staatsschauspieler stand, bloß habe sie bei diesem den schwäbischen Unterton vermisst. Hinze ist ein Eigengewächs des Kulturvereins, Beilsteiner und von Haus aus Ingenieur. Dass er Schwäbisch in Stuttgart gelernt habe, tat er schon gleich zu Beginn kund. „Ich liebe Troll“, hat er später in der Pause verraten.
Entrückt aus dem Alltag fand sich der geistreiche Troll in seiner Schwäbischen Weinprobe, in der auch die Grafen Adelmann und Bentzel-Sturmfeder samt einer Hohenbeilsteiner Trockenbeerenauslese vorkommen. Um entrückt zu sein beim Thaddäus Troll-Lesekonzert, hat es keines Weines bedurft. Vortrag und Musik, die angeregt schienen von der Dichtkunst, genügten. Ab und zu schien es, als lächle selbst Troll wohlgefällig von seinem gerahmten Porträtfoto aus der Kellerstufen-Kulisse herab.
Ein Elsässer wertet das Programm musikalisch auf
Es hätte ihm sicher gefallen, was Michel Biehler auf seinem Akkordeon an Melodien gezaubert hat. Bei „Rosenstock, Holderblüt“ und „Widele, Wedele“ summten die Troll-Entrückten im Rathauskeller mit. Und als von Grafen und Herzögen die Rede war, erklangen mittelalterliche Weisen. Biehler ist ein Franzose aus dem Elsass, den es nach Ludwigsburg verschlagen hat. Dort hat ihn der Kulturverein Oberes Bottwartal für sich entdeckt. „No miasset mer halt ens Elsass nüber“, heißt es in „O Heimatland“, in dem Troll gradraus Architekten, Kleinkarierte und „Liadriche“ dafür verantwortlich macht, was sie aus dem Schwobaland, dem Herrgott sein Paradiesgärtle, gemacht haben.
„O Heimatland“ nannte Troll auch sein Buch voller Verse in schwäbischer Mundart, bei denen jedem Schwaben das Herz aufgeht. Manchmal bleibt einem auch die Luft weg, weil er eben so saugrob wie zärtlich werden kann, wie Schwaben halt nun einmal sein können.
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Heilbronner Stimme vom 5. Dezember 2007
Warmherziger, musikalischer Thaddäus Troll
Von Ulrike Maushake
Beilstein
„Zletscht hot dr Herrgott s Schwobaland gschaffa ond sich drbei no amol gottsallmächtich miah gä“: So ein Satz lässt Mundartenthusiasten dahinschmelzen. Martin Hinze vom Kulturverein Oberes Bottwartal liest im Rathauskeller „O Heimatland“ von Thaddäus Troll, liest von „burga kircha kleeschter schlesser“, von „hoimelige neschter derfer hefter flecka äckerla wiesla burra hecka bächla gompa“ und man begreift, warum Walter Jens Thaddäus Troll als den letzten Sprachimpressionisten bezeichnete.
Neben Tucholsky
Gast dieses Abends ist Eleonore Lindenberg, Trolls langjährige Mitarbeiterin. Sie liefert einen biografischen Abriss, gespickt mit Anekdoten, erinnert an den Menschen Hans Bayer, der am 18. März 1914 als Sohn eines Seifensieders geboren wurde. Doktor der Philosophie, „Spiegel“-Korrespondent, Mitarbeiter beim Kom(m)ödchen, Begründer des „Wespennests“. Sein Pseudonym Thaddäus Troll habe er gewählt, um in alphabetisch geordneten Bücherregalen links neben Tucholsky zu stehen.
Thaddäus Troll muss von der hoch gewachsenen, feinen Dame begeistert gewesen sein, die er 1966 zum Vorstellungsgespräch einlud, und die ihm, bis zu seinem Freitod 1980, als, so Troll, „getreue Sachwalterin“ zur Seite stand. Die sich jahrelang als Vorstandsmitglied im Förderkreis deutscher Schriftsteller für Autoren-Nachwuchs einsetzte und sich um Bayers literarischen Nachlass kümmert.
Satirische Texte
Musikalisch wird die Lesung von Michel Biehler ergänzt. Der gebürtige Franzose aus Ludwigsburg hat sein Akkordeon mitgebracht, das wiederum ein Italiener ist. Und was ein Franzose und ein Italiener aus dem schwäbischen Lied „Widele, wedele, hinter dem Städele“ machen, ist so überraschend, wie bezaubernd. Auch europäische Tänze begleiten die Lesung mit satirischen Texten, von Hinze wunderbar vorgetragen, in denen so liebevoll wie bösartig die schwäbische Seele bloßgelegt, aber nicht bloßgestellt wird. Heimat – aufs Korn genommen von einem, dessen Heimat die Sprache war.
Knitzer Menschenfreund mit Liebe zum Dialekt
Thaddäus Trolls ehemalige Sekretärin erzählt im Treffpunkt Mozartstraße über den schwäbischen Dichter
Von Brigitte Hess
Schlagfertig war er, und knitz. Er liebte gutes Essen, Wein - und seine Landsleute. Thaddäus Trolls ehemalige Sekretärin, Eleonore Lindenberg, malte im Treffpunkt Mozartstraße ein buntes Porträt des Autors und Journalisten.
1914 wurde Hans Bayer, so Trolls richtiger Name, als Sohn eines Seifensieders in Cannstatt geboren. Seine Eltern waren aufgeschlossene Leute, die gerne feierten und ins Theater gingen. Dorthin schickten sie ihren 15-Jährigen, als sie einmal eine Vorstellung nicht wahrnehmen konnten. Der Gymnasiast am Cannstatter Kepler-Gymnasium war fasziniert von der Welt des Theaters, und als er kurz darauf einmal einen Leserbrief an die Zeitung schrieb und dieser prompt gedruckt wurde, stand sein Berufswunsch fest: Er wollte Journalist werden.
Hans Bayer studierte in Tübingen, München, Halle und Leipzig Germanistik, Kunstgeschichte, vergleichende Literaturwissenschaft, Theater- und Zeitungswissenschaft und promovierte in Leipzig in Philosophie.
„Das Glück, den Krieg unbeschadet überstanden zu haben, blieb ihm lebenslang Verpflichtung", sagte Eleonore Lindenberg, die ihren ehemaligen Chef als „großzügigen Menschenfreund" charakterisierte. Zweimal war Hans Bayer mit Journalistinnen verheiratet, er hatte drei Töchter. Gleich nach dem Krieg erhielt er die Erlaubnis zu publizieren, aber zunächst nur unter einem Pseudonym - er wählte den Namen Peter Puck. Später entschied er sich für Thaddäus Troll, weil er „in alphabetisch geordneten Bücherregalen links von seinem Vorbild Tucholsky stehen wollte".
Thaddäus Troll war freier Mitarbeiter vieler regionaler und überregionaler Zeitungen und Zeitschriften und gab das „Wespennest", Deutschlands erste politisch-satirische Zeitschrift, heraus. Ende der 50er Jahre wurde er Rundfunkrat des Süddeutschen Rundfunks. „Ich hätte mir keinen besseren Chef denken können, er war ein Gemütsmensch", sagte
die Referentin, die das Publikum im Treffpunkt Mozartstraße mit Anekdoten von und um Thaddäus Troll unterhielt. Ein „sozialer, großzügiger Arbeitgeber" sei er gewesen, „geizig war er nur bei allem, was einen Wert unter einer Mark hatte - zum Beispiel bei Briefmarken". Legendär seien seine Feste, zum Beispiel das „Landeshinterbliebenentreffen", ein Sommerfest für alle nicht Verreisten, gewesen, bei denen er oft für seine Gäste kochte. „Ich bin nur Journalist geworden, weil meine Begabung zum Koch nicht gereicht hat", so schilderte Troll seine Leidenschaft für gutes Essen und Trinken. Je älter er wurde, desto mehr veröffentlichte er auf Schwäbisch und verhalf dem Dialekt zu einem besseren Image. Weil er keine Hoffnung hatte, eine langwierige schwere Depression überwinden zu können, setzte Thaddäus Troll am 5. Juli 1980 seinem Leben selbst ein Ende. Eleonore Lindenberg widmet sich seither dem Lebenswerk Trolls und versucht mit ihren Vorträgen „das Ansehen und die Erinnerung an diesen großen schwäbischen Dichter" wachzuhalten.
Fellbacher Zeitung, 28. Februar 2008
Gutmütiger Mensch mit Ecken und Kanten
Eleonore Lindenberg stellt im Renchener Museumskeller ihren früheren Chef Thaddäus Troll vor
Renchen (mela)
Zu einem kurzweiligen und informativen Vortrag über ihren früheren Chef war Eleonore Lindenberg, die Sekretärin des schwäbischen Journalisten und Literaten Thaddäus Troll, im Museumskeller zu Gast. Ihr Vortrag stieß auf große Begeisterung. »Perfekt war er nie, eher imperfekt«, lautete der Titel der Veranstaltung mit Eleonore Lindenberg. Enthalten war diese Aussage im Nachruf auf den berühmten Schwaben, den dieser zu Lebzeiten über sich selbst verfasst hatte.
»Lachen ist etwas für Narren, umso mehr aber auch für Weise«, zitierte Lindenberg ihren ehemaligen Chef, der sein Leben dem Humor verschrieben hatte. Allerdings nicht dem derben, Schenkel klatschenden Kalauer, sondern dem subtil-behäbigen Wortwitz, der den Schwaben Thaddäus Troll so einzigartig macht.
Komplexer Mensch
»Ich will den komplexen Menschen Thaddäus Troll vorstellen. Ein Mensch, der sich selbst nicht wichtig nahm, außer, wenn er sich für andere einsetzte«, sagte Lindenberg. Der Mann, der nur deshalb Schriftsteller geworden ist, »weil es zum Koch nicht reichte«, wurde 1914 als Hans Bayer in Cannstatt geboren. Dort besuchte er das Gymnasium und erlebte mit 15 Jahren zum ersten Mal ein Theaterstück - ein unvergessliches Erlebnis.
Nach dem Abitur wurde er Volontär bei der Cannstatter Zeitung, gleichzeitig studierte er Literatur, Germanistik und Kunstgeschichte. »Mit seiner Zeitungstätigkeit finanzierte er sein Studium«, erklärte Lindenberg. Danach war er sieben Jahre lang Kriegsberichterstatter. Sein Überleben des Krieges bezeichnete er als seinen »zweiten Geburtstag«. Nach dem Krieg gründete er 1946 die erste satirische Zeitschrift Deutschlands mit dem Namen »Wespennest«. Sein Pseudonym Thaddäus Troll habe er deshalb gewählt, um in den Bücherregalen neben Kurt Tucholsky zu stehen, den er sehr verehrte. Er sei auch sozial sehr engagiert gewesen, erzählte Lindenberg. »Er hat die Künstlersozialversicherung mit auf den Weg gebracht und den Förderkreis für junge Schriftsteller mitbegründet«.
In den Vortrag eingestreut waren Aufnahmen von Lesungen Thaddäus Trolls und Fotos, so dass insgesamt ein sehr lebendiges Bild von ihm vermittelt wurde. Eleonore Lindenberg beschrieb ihn als »humorvoll, hochgebildet, sensibel, ausgesprochen galant und fürsorglich«. Sie trat 1966 ihre Stelle als seine Sekretärin an, eine Arbeit, die sie als »vergnügungssteuerpflichtig« bezeichnete. So tippte sie »Deutschland, deine Schwaben« in Reinform ab, getraute sich aber nicht, ihren Chef dafür zu loben.
Recht aufs Schimpfen
Da Schimpfen ein schwäbisches Grundrecht sei, habe Troll auch einen »Schwäbischen Schimpfkalender« mit 365 Schimpfwörtern für jeden Tag herausgegeben. Das Hohelied Salomonis lautet auf schwäbisch: »O du mei Schätzle, du bisch schee, mei goldiger Schatz, ond nex isch an dir was mir net gfallt«. Dass Thaddäus Troll unter schweren Depressionen litt, wird wohl der Grund gewesen sein, dass er bereits zu Lebzeiten seinen Nachruf verfasste. Am 5. Juli 1980 nahm sich der sympathische Schwabe das Leben. Als Leichenschmaus gab es Maultaschen und Trollinger, so, wie er es verfügt hatte. Eleonore Lindenberg erschien ebenso sympathisch, wie es ihr Chef wohl zu Lebzeiten gewesen war und erhielt begeisterten Beifall.
Acher-Rench-Zeitung vom 19. April 2010
Die Vertraute des Thaddäus Troll
Eleonore Lindenberg lässt den großen Schriftsteller lebendig werden
Renchen (bla) "Am Lachen erkennt man den Narren - aber auch den Weisen!"Mit
diesen weisen
Worten eröffnete Eleonore Lindenberg ihren Vortrag über den "Tucholsky
aus Cannstatt"Thaddäus Troll. Lindenberg war vierzehn Jahre lang die Sekretärin
und rechte Hand des bekannten schwäbischen Dichters und Schriftstellers
und somit mehr als prädestiniert im gut besuchten Simplicissimus-Keller über
ihn zu referieren. Lindenberg tat dies übersichtlich und mit zurückgenommener
Verehrung. Immer wieder stellte sie einen Bezug her zwischen den Werken Trolls, der mit bürgerlichem Namen Hans Bayer hieß, und dem Schöpfer
des "Simplicissimus"Grimmelshausen... Ein Jahr vor seinem Freitod (Bayer
nahm sich am 5. Juli 1980 das Leben) schrieb Troll gar einen Schelmenroman à la Grimmelshausen ("Wie Gotthelf Grieshaber die Brezel erfand"1979).
Doch bis zum Tod war es noch ein weiter Weg in Lindenbergs Vortrag, der so gespickt war mit humorvollen (nicht humoristischen!) Anekdoten, dass es eine wahre
Freude war, ihr hierbei zu lauschen. So erfuhr der geneigte Zuhörer
beispielsweise von Bayers Eltern, aufgeschlossenen Cannstatter Bürgern,
die dem Bub eine humanistische Bildung ermöglichten (am selben Gymnasium, das
auch Hermann Hesse besuchte); von den Abenteuern des Schriftstellers als
Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg ("den er vom ersten bis zum
letzten Tag miterlebte"); von seinem "zweiten Geburtstag"nach
Kriegsende am 26. Juli 1945, dem anschließenden "Vie du Bohème"im "Stuttgarter
Montparnasse"und natürlich von seinen schriftstellerischen Tätigkeiten.
So gründete Hans Bayer (damals noch unter seinem ersten Pseudonym "Peter
Puck") nach dem Krieg die satirische Zeitschrift "Wespennest", war zudem vier
Jahre lang Vertreter des "Spiegels"und schrieb für mehr als zwanzig
Zeitungen und Zeitschriften Theaterkritiken. Das Pseudonym "Thaddäus Troll"kam
erst später. Lindenberg hatte als seine Sekretärin u.a. die Ehre, sein wohl
bekanntestes Werk "Deutschland deine Schwaben"(1967) abzuschreiben.
Diese schwäbische Anekdotensammlung war wochenlang in den
"Spiegel"-Bestseller-Listen und führte den Autor über schwäbische
und deutsche Grenzen hinaus zu internationalem Ruhm. Lindenberg ließ Troll
immer wieder mit Hilfe des Tonbands oder in Zitaten selber zu Wort kommen und gab
somit Einblicke in den selbstironischen Ton des Autors. Seine Erfolge mit
dem "Schwabenbuch"etwa kommentierte er mit der Feststellung, dass
er doch "vor dem Bestseller auch nicht schlecht geschrieben habe"und: "Ich
war doch ein bekannter Kabarettist und charmanter Plauderer - und jetzt bin ich ein
schwäbischer Schriftsteller". Als solcher schuf er im Jahre 1976 dann
auch noch das bekannte und beliebte Luststück "D´r Entaklemmer",
das auf Molières "Geizigem"basiert. Doch auch wenn Troll nach außen hin den Schein
des Heiteren wahrte, thronten in Wahrheit Wolken schwerster Depression über
seinem Haupt. Seine Beerdigung war dann noch einmal Ausdruck des Trollschen
Humors: am Grab spielte eine "Dixieland-Band"statt einer "schlechten
Blaskapelle"und es gab auch keine "gewerbsmäßig Anteilnahme
heuchelnden Sargträger". Stattdessen gab es zum Leichenschmaus in einer Cannstatter
Wirtschaft "Maultaschen und Trollinger"!
Aus: Acher- und Bühler-Bote, 17./18. April 2010
(Anmerkung: Leicht redigierte
und gekürzte Fassung. Die Darstellung von Thaddäus Trolls Beerdigung
entspricht der fiktiven Schilderung in dem von ihm selbst verfassten "Nachruf
zu Lebzeiten".)